Wohnt eine seltene Fledermausart in den Bäumen? Überschneidet sich ein geplanter Windpark mit einem Schutzgebiet? Und welche Maßnahmen müssen ergriffen werden, um den Eingriff in die Natur so gering wie möglich zu halten? Diese und viele weitere Fragen beschäftigen Projektplaner im Bereich Naturschutz täglich. Sie spielen eine zentrale Rolle bei der Planung von Windparks, indem sie zwischen dem eigenen Projektentwicklungsunternehmen, Gutachtern, Behörden und Umweltverbänden vermitteln.
Einer von ihnen ist Sven Lauke, der im Rahmen des Projektes Windpark Altdorfer Wald diese Aufgaben als Projektleiter Naturschutz für die iTerra energy GmbH übernimmt. Lauke hat zuvor als Kartierer gearbeitet – ein Experte, der im Feld naturschutzfachliche Daten erhebt. Bereits während seines Biologiestudiums hat er sich intensiv mit dem Thema Naturschutz, insbesondere dem Schutz von Fledermäusen und Großvögeln beschäftigt, und auch privat besteht eine große Faszination für Vögel. Eine ideale Voraussetzung für seine jetzige Anstellung, denn als Projektleiter Naturschutz ist es essenziell, die Arbeit der Kartierer zu verstehen. Dieses Wissen hilft ihm, die umfangreichen Gutachten einzuordnen und realistische Einschätzungen zu den erforderlichen Kartierungsarbeiten abzugeben und die Planung des Windparks mitzugestalten. Doch wie sieht der Alltag eines Projektplaners im Naturschutz aus und was macht er eigentlich genau?
Vom Schreibtisch in den Wald: Der Alltag eines Projektplaners
Sein Arbeitstag beginnt meist mit der Sichtung von Gutachten, rechtlichen Vorgaben und naturschutzfachlichen Studien. „Wir sind von Anfang an in den Planungsprozess eingebunden“, erklärt Lauke. Zu Beginn eines Projektes führt er eine erste Flächeneinschätzung durch. Sobald eine Fläche für einen möglichen Windpark identifiziert wurde, beginnt seine eigentliche Arbeit: Er analysiert potenzielle Probleme, prüft naturschutzrechtliche Hürden und bewertet Abstände zu Siedlungen und Schutzgebieten. Dabei achtet er besonders auf geschützte Arten oder wertvolle Habitate sowie auf gesetzliche Rahmenbedingungen, die sich auf die Fläche auswirken.
Obwohl ein Projektplaner normalerweise den Großteil seiner Zeit im Büro verbringt, ist Sven Lauke regelmäßig vor Ort – so auch im Altdorfer Wald. „Ortsbesichtigungen sind essenziell, um sich ein umfassendes Bild zu machen, da Karten und Luftbilder nicht alle relevanten Informationen liefern“ betont er. Es gibt bestimmte Aspekte, die nur durch Standortbegehungen beurteilt werden können. Dazu gehören topografische Besonderheiten, saisonale Veränderungen des Gebiets, und die Überprüfung potenzieller Standorte für Anlagen und Zuwegungen.

Standortwahl mit Verantwortung: Zwischen Gesetz, Gutachten und Natur
Ein wesentlicher Teil seiner Arbeit besteht in der Beauftragung und Koordination externer Gutachter. „Die Unabhängigkeit der Gutachter ist wichtig, um Interessenskonflikte zu vermeiden“, erklärt Lauke. Die Gutachter erfassen über einen längeren Zeitraum hinweg Daten zu Flora und Fauna, die in den landschaftspflegerischen Begleitplan (LBP) einfließen, der später Teil des Genehmigungsverfahrens ist. „Meine Aufgabe ist es, diese Informationen für das Projekt zu bewerten, mit Behörden abzustimmen und sicherzustellen, dass alle Auflagen eingehalten werden“, ergänzt er.
Die Standortauswahl für die Windenergieanlagen stellt dabei eine besondere Herausforderung dar. Nach dem Ausschlussprinzip werden zunächst alle ungeeigneten Flächen gestrichen, sei es aufgrund von Naturschutzgebieten, Abstandsregelungen oder Topografie. Übrig bleiben die wenigen Flächen, die tatsächlich infrage kommen. Auch wenn eine Fläche zunächst als geeignet erscheint, bedeutet dies nicht automatisch, dass sie bebaut werden kann. Die Flächen werden in einem nächsten Schritt intensiv hinsichtlich möglicher Konflikte mit dem Naturschutz untersucht. Dabei kann es zu Änderungen kommen, sofern neue Kartierungsdaten vorliegen, die zeigen, dass Naturschutzkonflikte ausgelöst würden. Gerade im Wald ist die Planung komplex, da jeder Eingriff größere Auswirkungen auf das Ökosystem hat. Hier ist Präzision gefragt, um Eingriffe so gering wie möglich zu halten.

Windenergie im Wald: Was den Altdorfer Wald so besonders macht
Das Windparkprojekt im Altdorfer Wald ist für Lauke und sein Team eine anspruchsvolle Aufgabe. „Der Altdorfer Wald ist das größte zusammenhängende Waldgebiet der Region mit wertvollen Habitaten“, berichtet Lauke. Er führt dann weiter: „Beim Windparkprojekt im Altdorfer Wald haben wir aufgrund von Naturschutzaspekten bereits mehrere Standorte gestrichen oder angepasst“. Einige Gebiete haben einen Schutzstatus. Obwohl das Gesetz unter bestimmten Bedingungen den Bau in solchen Gebieten erlaubt, hat das Projektteam bewusst auf diese Flächen verzichtet, um Risiken zu minimieren. „Wir versuchen immer, empfindliche Bereiche so gut wie möglich zu meiden und zu schützen“, betont Lauke.
Besonderes Augenmerk liegt auch auf dem Schutz von Fledermäusen und Großvögeln wie dem Rotmilan oder Wespenbussard. Diese Tiere sind besonders schutzbedürftig. Um sie zu schützen, können Jahres- und Tagesabschaltzeiten für die Anlagen installiert werden. Auch Amphibien, Waldbewohner und bestimmte Biotope werden in den Planungen einbezogen. Wenn erforderlich, können Schutzbereiche eingerichtet werden, um den Eingriff in die Natur so weit wie möglich zu verringern. Lauke steht zudem in engem Austausch mit der Unteren Naturschutzbehörde, dem NABU und BUND, um ein passendes Maßnahmenkonzept für die Eingriffe im Altdorfer Wald zu konzipieren.
Ein Job fürs Leben: Warum Naturschutz-Projekte nie enden
Die Arbeit eines Projektplaners im Naturschutz endet nicht mit dem Bau eines Windparks. Sie dauert im Grunde über die gesamte Lebensdauer eines Windparks an. Sofern in der Bauphase eine ökologische Baubegleitung erforderlich ist, übernimmt er die Koordination und überprüft, ob alle naturschutzfachlichen Vorgaben korrekt umgesetzt werden. Aber auch während der Betriebsphase gibt es Aufgaben, wie die regelmäßige Datenerhebung zu geschützten Arten, die Überwachung von Schutzmaßnahmen und regelmäßige Kontrollen. Selbst nach der Abschaltung der Anlagen, also während des Rückbaus, finden noch Aufforstungen oder andere Ausgleichsmaßnahmen statt. „Man könnte sagen, die Arbeit hört nie wirklich auf“, fasst Lauke zusammen.
Brücken bauen zwischen Windkraft und Naturschutz
Die Planung eines Windparks im Wald ist weit mehr als nur ein technisches Großprojekt – sie ist ein Balanceakt zwischen Klimaschutz, Energieversorgung und dem Erhalt sensibler Ökosysteme. Für den Projektplaner im Naturschutz endet die Arbeit dabei nicht mit dem Bau der Anlagen. Im Gegenteil: Über Jahrzehnte hinweg begleitet er den Windpark, achtet auf die Einhaltung von Schutzmaßnahmen und stellt sicher, dass Eingriffe in die Natur so gering wie möglich bleiben.
„Meine Rolle verstehe ich als Vermittler zwischen den Interessen des Naturschutzes und der Windenergie. Es ist spannend, zwischen diesen scheinbaren Gegensätzen eine Balance zu finden“, sagt Lauke. Er betont, dass Windenergie nicht darauf abzielt, Natur zu zerstören, sondern ein zentraler Bestandteil einer nachhaltigen Energiezukunft ist. „Wir brauchen erneuerbare Energien, aber wir müssen sie auch so naturverträglich wie möglich gestalten.“ Seine Arbeit endet nie – denn der Schutz der Natur ist eine Aufgabe für Generationen..