Wie Ausgleichsmaßnahmen Artenvielfalt fördern und helfen, den Wald klimafest zu machen

Eine Waldfläche weicht einem Windrad – kann das gut für Natur und Klima sein? Den Klimawandel einzudämmen, ist eine der größten Herausforderungen, denen sich Deutschland und die Welt im 21. Jahrhundert stellen müssen. Dafür ist ein Ausbau der Windenergie in Deutschland unerlässlich. Mit dem ambitionierten Ziel der Bundesregierung, zwei Prozent der Fläche in Deutschland für die Windenergie zu nutzen, führt in waldreichen Bundesländern kein Weg daran vorbei, Windenergieanlagen auch in Waldgebieten zu errichten. Gleichzeitig sind Wälder als „grüne Lunge“ integral für den Klimaschutz und als Heimatort für Flora und Fauna sowie als Erholungsort für den Menschen ein schützenswertes Gut. Deswegen kommt es bei der Verwirklichung von Windenergie im Wald auf die richtige Balance an: Alle Flächen, die für die Errichtung und den Betrieb von Windenergieanlagen beansprucht werden, müssen ausgeglichen werden. Wie solche Ausgleichsmaßnahmen aussehen, welche rechtlichen Vorschriften bestehen und wie ein Ausgleich dem Klima- und Artenschutz zugutekommt, schildern wir in diesem Artikel.

Rechtliche Vorgaben für Ausgleichsmaßnahmen im Wald

Für unvermeidbare Eingriffe in Natur und Landschaft gibt es in Deutschland klare Regeln: Der Verursacher ist laut §§ 13ff. Bundesnaturschutzgesetz dazu verpflichtet, die Eingriffe durch Naturschutz- und Landschaftspflegemaßnahmen auszugleichen beziehungsweise zu kompensieren. Das gilt grundsätzlich für alle Eingriffe. Ist Waldfläche betroffen, gelten zusätzlich die Regelungen des Bundeswaldgesetzes (BWaldG) sowie der jeweiligen Landeswaldgesetze. Konkret bedeutet das, dass die Fläche eines Waldes durch den Bau von Windenergieanlagen nicht schrumpfen darf. Für die Fläche, die für die Windenergieanlage dauerhaft von Bäumen freigehalten wird, muss an anderer Stelle neuer Wald entstehen. Die jeweils zuständige Landesbehörde muss der Waldumwandlung für die Windenergie zustimmen und gleichzeitig entsprechende Ausgleichsmaßnahmen festlegen.

Mehr als ein bloßer Ersatz– wie Maßnahmen dem Natur- und Artenschutz zugutekommen

Bei der Ausgestaltung und dem Umfang der Ausgleichsmaßnahmen wird nicht nur die Größe der umgewandelten Fläche in den Blick genommen. Auch die Funktion der Waldfläche für einzelne Tierarten oder das Landschaftsbild spielen eine Rolle. Wie eine geeignete Ausgleichsmaßnahme für eine Waldfläche aussehen kann, muss aufgrund deren komplexer Funktion für Natur, Mensch und Landschaft gut überlegt sein. Eine gut durchdachte Ausgleichsmaßnahme kann neben einem bloßen Ersatz der umgewandelten Fläche sogar einen Mehrwert für die Natur und den Klimaschutz bieten, indem beispielsweise heimische oder besonders klimaresiliente Arten gepflanzt werden. Insbesondere in waldreichen Bundesländern kann es aus naturschutzfachlicher Sicht sinnvoll sein, mit Ausgleichsmaßnahmen artenreiches Offenland zu fördern, anstatt neuen Wald zu schaffen, wie NABU und BUND betonen (Dialogforum Energiewende und Naturschutz). Ergänzend zu Waldaufforstungen können daher auch ökologische Waldumbaumaßnahmen oder Waldrandgestaltungen von Behörden angeordnet werden.

Erfolgreiches Beispiel: Ausgleichsmaßnahmen in der Praxis

Dass eine Ausgleichsmaßnahme, die dem Natur- und Artenschutz zugutekommt, über eine reine Aufforstung von Flächen an anderer Stelle hinausgeht, zeigt ein Beispiel aus Bayern: In den benachbarten Gemeinden Mittelfranken und Schernfeld wurden 16 Windenergieanlagen auf Flächen des Bayerischen Staatsforsts realisiert. Zum umfangreichen Paket von Ausgleichsmaßnahmen für den Eingriff in die Tier- und Pflanzenwelt gehört die Aufwertung eines ehemaligen Hutewaldes sowie die Bepflanzung einer zuvor landwirtschaftlich genutzten Fläche mit Gehölzen. Aus einem nicht standortgerechten Laub(misch)wald wurde durch Waldumbaumaßnahmen und eine konsequente Schafbeweidung der ursprüngliche Hutewaldcharakter mit Alteichen, Hainbuchen, Buchen und Kiefern wiederhergestellt, wodurch ein wertvolles Biotop entstanden ist. Bei der Aufforstung der ehemaligen Landwirtschaftsfläche wurde auf seltene heimische Arten gesetzt, um die durch die Windenergieanlagen beanspruchte Fläche auszugleichen. Die Realisierung von Windenergie im Wald kann somit finanzielle Möglichkeiten dafür schaffen, Waldumbaumaßnahmen umzusetzen, die mit Blick auf die Folgen des Klimawandels und eine Aufwertung des Waldes im Sinne des Natur- und Artenschutzes an vielen Stellen dringend nötig sind.

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