Faktencheck: Windenergie und Infraschall

Jeder, der schon einmal am Fuß eines Windrades vorbeigelaufen ist, kennt dieses Geräusch: Das leise Schneiden der Rotorblätter in der Luft. Schon wenige Meter weiter hört man es nicht mehr. Auch wenn für uns Menschen keine Geräusche mehr wahrnehmbar sind, so lassen sich dennoch Geräusche im Infraschallbereich messen. Den wichtigsten Fakten über Infraschall und einem hartnäckigen Mythos geht der Artikel im Folgenden nach.

Was ist Infraschall?

Infraschall ist ein Begriff, der auf Schallwellen mit extrem niedrigen Frequenzen verweist, die für das menschliche Gehör nicht direkt wahrnehmbar sind. Die Frequenz eines Tons wird in Hertz (Hz) gemessen, und ob wir ihn hören können, hängt auch vom Schalldruck ab. Tiefe Töne mit niedrigen Frequenzen sind nur bei einem hohen Pegel hörbar. Zum Beispiel können die meisten Menschen einen Ton mit einer Frequenz von 16 Hz bei einem Schalldruckpegel von 76 dB gerade noch wahrnehmen.

Infraschall entsteht durch verschiedene physikalische Ereignisse, sowohl natürlichen als auch künstlichen Ursprungs. Er kann durch Meeresbrandungen, Gewitter, den Straßenverkehr, Klimaanlagen oder durch die Musik bei Konzerten erzeugt werden. Dabei sind Windenergieanlagen lediglich eine von vielen möglichen Quellen für Infraschall.

Wie hoch ist der Infraschall um Windenergieanlagen?

Drehen sich die Rotoren einer Windenergieanlage, so entsteht durch die Vibrationen in den Rotoren und im Turm neben hörbaren Geräuschen auch Infraschall. Dieser liegt jedoch, wie unter anderem Messungen der Landesanstalt für Umwelt Baden-Württemberg aus den Jahren 2013 bis 2015 bestätigen, weit unter dem, was Menschen wahrnehmen können. Während der Infraschalldruckpegel einer Windkraftanlage in wenigen hundert Metern Entfernung bei etwa 60 db liegt, ist er in einer Entfernung von 1.000 Metern unter den regulären Infraschallpegel der Umgebung kaum auszumachen. Ein Vergleich zur Illustration: Der Schallpegel in unmittelbarere Nähe einer Windenergieanlage (150 Meter) ist mit einer Frequenz von 16 Hz etwa ein Drittel niedriger als in einem PKW bei einer Fahrt über die Autobahn. Damit bewegt sich der Infraschallpegel von Windkraftanlagen in einem Bereich, den beispielsweise auch Waschmaschinen im Betrieb erreichen.

Quelle: Fachagentur Windenergie an Land: Ausgabe Kompaktwissen „Infraschall und Windenergie“, August 2023

Hat Infraschall gesundheitlichen Auswirkungen?

Nach aktuellem Stand der Wissenschaft sind keine gesundheitsschädlichen Auswirkungen von Windkraftanlagen bekannt oder nachgewiesen.  Zwar kann Infraschall bei sehr hohen Schalldruckpegeln Auswirkungen auf das Gehör haben oder sich über Ermüdung oder Benommenheit bemerkbar machen. Studien haben aber gezeigt, dass solche gesundheitsschädlichen Auswirkungen nur auftreten, wenn der Infraschall für Menschen hörbar ist. Der Infraschallpegel, der von Windkraftanlagen ausgeht, liegt jedoch weit unter der menschlichen Wahrnehmungsschwelle

Besonders dazu beigetragen, dass das Thema Infraschall von Windkraftanlagen überhaupt untersucht und so stark diskutiert wird, hat insbesondere ein Rechenfehler. Die Bundesanstalt für Geowissenschaften und Rohstoffe (BGR) hatte 2017 eine Publikation veröffentlicht, in welcher der Infraschall von Windrädern aufgrund eines systematischen Rechenfehlers um das 4.000-fache überschätzt wurde. Nachdem Messungen von Schalldruckpegeln an Windkraftanlagen über Jahre hinweg von den Ergebnissen der BGR abwichen, überprüfte die BGR ihre Ergebnisse wissenschaftlich und machte den Fehler 2021 publik. Die Korrektur der Berechnungen entzog Gegnern der Windenergie einen zentralen Punkt ihrer Argumentation Punkt.

Warum spüren Menschen dennoch vermeintliche Auswirkungen?

Wenn Anrainer über Kopfschmerzen, Schlafstörungen oder Stimmungsschwankungen klagen, lässt sich dies vermutlich auf den sogenannten Nocebo-Effekt zurückführen. Im Gegensatz zu Placebo-Effekten, die positive Effekte auslösen, ruft beim Nocebo-Effekt allein die Sorge um einen schädlichen äußeren Einfluss negative Symptome hervor.

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