Zu Beginn eine gute Nachricht: Brände kommen bei Windenergieanlagen nur sehr selten vor. Der Bundesverband Windenergie e.V. spricht gegenüber dem MDR von fünf bis zehn Bränden an Windenergieanlagen in Deutschland pro Jahr (MDR-Magazin-Umschau, 20.04.2024). Bei knapp 30.000 Anlagen, die insgesamt in Deutschland stehen, liegt die Zahl der Brände bei unter 0,1 Prozent. Dennoch sollte jedem Brand bestmöglich vorgebeugt werden. Zwar sind Feuerwehren gut auf Brände in Windenergieanlagen vorbereitet und können beispielsweise über das bundesweite Notfallsystem für Windenergieanlagen (WEA NIS) schnell alle nötigen Informationen über ein Windrad und dessen Standort abrufen. Die Möglichkeiten der Feuerwehr beschränken sich aufgrund der Höhe der Anlagen allerdings häufig darauf, ein kontrolliertes Abbrennen sicherzustellen. Darum spielt der Brandschutz von Windenergieanlagen bereits in der Planung, im Zuge der Genehmigung sowie während des Betriebs der Anlagen eine wichtige Rolle, um die Sicherheit von Mensch und Umwelt zu gewährleisten.
Wie kommt es zu Bränden an Windenergieanlagen?
Kommt es doch zu einem Brand, ist dafür häufig ein Blitzeinschlag verantwortlich. Zwar verfügen Windenergieanlagen über Blitzableiter an den Rotorblättern und der Gondel. Letztlich verhindern diese – wie auch bei Wohnhäusern – nicht immer einen Einschlag. Auch Funkenbildung durch eine mechanische Überlastung der Rotorbremsen oder elektrische Mängel können Brandursachen sein. Letztere können durch entsprechende Brandschutzmaßnahmen verhindert werden. Dazu gehört eine regelmäßige Wartung sowie die Installation von Überwachungs- und Löschsystemen.
Mit etablierten Wartungszyklen Störungen vorbeugen und beheben
Windenergieanlagen gehören zu den bestgeprüften und überwachten Bauwerken in Deutschland. In der Branche herrschen hohe Sicherheitsstandards und selbst kleine Reparaturen werden schnellstmöglich durchgeführt, um längere Ausfälle zu vermeiden. Denn die bedeuten auch immer einen Verdienstausfall für den Betreiber. Das hat dazu geführt, dass Windenergieanlagen inzwischen zu fast 98 Prozent der Zeit technisch verfügbar sind – größere unvorhergesehene Störungen oder Fehlermeldungen sind also sehr selten (Bundesverband Windenergie). Das liegt auch an den etablierten und zuverlässigen Wartungszyklen für Windenergieanlagen. Für die Überwachung von Windenergieanlagen und die regelmäßge Beauftragung von Wartungen ist die technische Betriebsführung zuständig. Um die Durchführung der Wartungen kümmern sich Serviceteams des Anlagenherstellers oder spezialisierte Serviceunternehmen. Störungen an Elektronik, Sensorik oder der Hydraulikanlage werden so frühzeitig entdeckt und schnell behoben.
Dass die Wartungen ordnungsgemäß durchgeführt werden, wird regelmäßig von unabhängigen Sachverständigen geprüft, welche von der örtlich zuständigen staatlichen Behörde akzeptiert werden müssen. Bereits im Rahmen der Baugenehmigung werden Windenergieanlagen in Deutschland auf Basis der Richtlinie des Deutschen Instituts für Bautechnik (DIBt) typengeprüft und genehmigt. Auch ein Brandschutzkonzept ist Teil der Genehmigung. Alle Komponenten werden mit der Inbetriebnahme abgenommen und alle zwei bis vier Jahre mit Blick auf ihre Sicherheit geprüft. So kann Schadensfällen, die auch eine Brandursache sein könnten, effektiv vorgebeugt werden.
Monitoring: Echtzeit-Überwachung zur Brandbekämpfung
Besonders effektiv in der Vorbeugung und Bekämpfung von Bränden an Windenergieanlagen, die von technischen Komponenten ausgehen, sind Monitoring Systeme. Diese überwachen unterschiedlichste Indizien wie die Temperatur, die Vibration oder die Geräusche kritischer Komponenten mittels Sensoren und können so Anzeichen für Störungen, mögliche Brandverursacher und entstehende Brände frühestmöglich erkennen. Auffälligkeiten können dann zu einer automatischen Abschaltung der Anlage, zur Auslösung von Löschsystemen oder der Benachrichtigung der Leitwarte führen, in der die Anlagen 24 Stunden am Tag überwacht werden.
Spezialisierte Löschsysteme für Windenergieanlagen
Aufgrund der beengten räumlichen Verhältnisse innerhalb der Gondel einer Windenergieanlage wurden über die letzten Jahre spezialisierte, möglichst kleine Löschsysteme entwickelt. Sie löschen einen Brand automatisiert, zuverlässig und vor allem direkt bei Entstehung. Löschsysteme werden in modernen Anlagen immer häufiger eingesetzt. Insbesondere bei Windenergieanlagen in der Nähe von oder in Wäldern ist ein Löschsystem üblich und in einigen Bundesländern zudem Vorschrift. Insbesondere neue Anlagen sind mit modernen Monitoring-Vorrichtungen und Löschsystemen ausgestattet und somit besonders gut gegen Brände geschützt. Die im Rahmen des Genehmigungsprozesses durchzuführenden Prüfungen und einzureichenden Gutachten, die sorgfältige Überwachung und Wartung sowie technische Lösungen wie Monitoring und Löschsysteme tragen dazu bei, Bränden in Windenergieanlagen vorzubeugen und sie auf ein Minimum zu begrenzen.