Die Nutzung von Windenergie ist ein Eckpfeiler der Energiewende. Doch auch die modernsten Windräder stehen gelegentlich still. Die Gründe hierfür sind vielfältig und reichen von natürlichen Bedingungen bis hin zu technischen und regulatorischen Hindernissen. Im Teil zwei unseres Beitrags zu möglichen Zusammenhängen, die dafür verantwortlich sein können, warum sich ein Windrad gerade nicht dreht, stellen wir Ihnen Nummer sechs bis zehn vor.
6. Schattenabschaltung
Windenergieanlagen verursachen unter bestimmten Bedingungen Schlagschatten. Damit Anrainer nicht von diesen beeinträchtig werden, ist im Bundes-Immissionsschutzgesetz (BImSchG) festgelegt, dass der astronomisch maximal mögliche Schattenwurf von Windenergieanalgen nicht länger als 30 Stunden pro Jahr und 30 Minuten am Tag auf ein Wohnhaus einwirken darf. Im Regelfall werden Anlagen daher so geplant, dass dieser Grenzwert eingehalten wird. Sollte dies bei einzelnen Anlagen nicht möglich sein, werden für diese Abschaltautomatiken eingerichtet. Damit eine Genehmigung zum Bau einer Anlage erteilt werden kann, muss bereits für den Genehmigungsantrag ein Gutachten dazu erstellt werden, welchen Schattenwurf die geplanten Anlagen haben werden. Eine Genehmigung wird nur dann erteilt, wenn die rechtlich verbindlichen Grenzwerte eingehalten werden.
7. Schallabschaltung
Auch in Bezug auf die Geräuschentwicklung von Windenergieanlagen regelt das BImSchG bzw. die Technische Anleitung zum Schutz gegen Lärm (TA Lärm) die Grenzwerte, die eigehalten werden müssen. Daher ist auch in diesem Fall ein Gutachten zu erstellen, das verschiedene Szenarien für die Geräuschentwicklung der geplanten Windenergieanlagen ermittelt und festhält. Auch dieses Gutachten ist Grundlage der Genehmigung. Aus diesem Gutachten können sich ebenfalls Vorgaben zur Abschaltung des gesamten Windparks oder einzelner Anlagen ergeben.
8. Eisansatz
Wenn im Winter Temperaturen um den Gefrierpunkt und gleichzeitig eine hohe Luftfeuchtigkeit herrschen, kann sich auf den Rotorblättern eine Eisschicht bilden. Vereiste Rotorblätter stellen verständlicherweise eine Gefahr für Menschen, Gebäude und Fahrzeuge in der Umgebung der Anlage dar, sollten sich diese während des Betriebs lösen. Damit genau das nicht passiert, hat jede moderne Windenergieanlagen spezielle Sensoren in den Rotorblättern, die bei Eisansatz eine Unwucht spüren. Diese Sensoren sorgen dafür, dass sich die Anlage selbstständig abschaltet und das Problem des Eisansatzes an die technische Leitwarte meldet. Die Anlage bleibt dann so lange stehen, bis das Eis abgetaut ist. Entscheidend sind hierbei die herrschenden Witterungsbedingungen. Zwar gibt es Rotorblattheizungen, die das Abtauen beschleunigen, diese sind hierzulande aber nicht sehr verbreitet.
9. Fledermausschutz
Fledermäuse stehen vor dem Risiko, mit den Rotorblättern von Windenergieanlagen zu kollidieren oder ein Barotrauma (Lungenschädigung) zu erleiden – eine Verletzung, die durch die Druckunterschiede in den Luftverwirbelungen entsteht. Die Tiere sind besonders in den Sommermonaten aktiv, wenn sie in der Dämmerung und bei Nacht jagen. Sie wählen diese Zeiten, weil es dann üblicherweise wärmer, trockener und weniger windig ist – optimale Bedingungen für das Vorkommen von Insekten, ihrer Hauptnahrungsquelle.
Die Schutzmaßnahmen für Fledermäuse bei der Planung von Windparks basieren auf vorherigen Untersuchungen zum lokalen Fledermausvorkommen. Da viele Fledermausarten unter Schutz stehen, implementieren fast alle Windparks umfassende Abschaltzeiten, um diese Tiere zu schützen. Die Abschaltung erfolgt, wenn vier spezifische Kriterien erfüllt sind: zwischen März und Oktober, 1 bis 3 Stunden vor Sonnenaufgang, bei einer Lufttemperatur von mindestens 10 Grad Celsius und bei Windgeschwindigkeiten unter 6 Metern pro Sekunde. Um dies zu gewährleisten, sind in der Steuerung der Windenergieanlagen entsprechende Algorithmen hinterlegt, die einen automatisierten Schutz ermöglichen.
10. Vogelschutz
Ein weiterer Grund, warum Anlagen manchmal stillstehen, ist der Vogelschutz. Damit sollen Kollisionen zwischen Vögeln, insbesondere geschützten Arten oder Zugvögeln, und den Rotorblättern der Anlagen vermieden werden. Dies ist besonders wichtig in Gebieten, die als wichtige Brutstätten, Nahrungsgebiete oder Zugkorridore für (geschützte) Vögel dienen.
Um den Schutz der Vögel zu gewährleisten, werden im Vorfeld von Genehmigungsverfahren für Windparks umfangreiche Umweltverträglichkeitsprüfungen durchgeführt. Diese Untersuchungen identifizieren potenzielle Risiken für die Vogelpopulationen und legen Schutzmaßnahmen fest. Dazu kann gehören, dass Windenergieanlagen während bestimmter Zeiten, etwa in der Brutzeit oder während der Zugzeiten, temporär abgeschaltet werden. Solche Maßnahmen sind besonders relevant für Arten wie den Rotmilan, der in einigen Regionen durch Windkraftanlagen gefährdet ist.
Moderne Windparks sind oft mit Systemen ausgestattet, die Vögel automatisch erkennen und bei Bedarf die Anlagen abschalten können. Diese Technologien tragen dazu bei, den Konflikt zwischen dem Ausbau erneuerbarer Energien und dem Vogelschutz zu minimieren.
Quelle: Windkanal – Der Windenergie Podcast: Warum drehen sich Windräder manchmal nicht? 10 banale bis überraschende Gründe